Der Traum vom idealen Einkauf – mit der richtigen Strategie zum Supply-Chain-Management
Mit Ulrich Weigel hat WITT einen hochkarätigen Dozenten für Seminare zum strategischen Einkauf und die Gestaltung zukunftsstarker Lieferketten sowie für ein intensives Verhandlungstraining im Bereich Einkauf gewinnen können.
Die angespannte Lage auf den internationalen Märkten in Folge aktueller wirtschaftlicher und politischer Krisen und der Auswirkungen der Pandemie haben gezeigt, wie globale Lieferketten ins Wanken geraten können. Unternehmen sehen sich mehr denn je in der Pflicht, mit Vorausschau und Sorgfalt ihre Lieferketten zu stärken und weniger angreifbar gegenüber solchen Einflüssen zu gestalten. Zugleich erteilt das 2023 in Kraft getretene Lieferkettengesetz neue Auflagen für den Schutz von Menschenrechten und der Umwelt und verpflichtet darüber hinaus in vielen Fällen zur Risikoanalyse. Dies erfordert ein systema-tisches Umdenken.
Mit unseren Seminaren für den strategischen Einkauf und die Gestaltung zukunftsstarker Liefer-ketten wollen wir kleinen und mittelständischen Unternehmen das hierfür notwendige Werkzeug an die Hand geben. Ergänzt wird die Seminarreihe von einem intensiven Verhandlungstraining für Einkäufer.
Für die drei Seminarangebote haben wir einen hochkarätigen Dozenten gewinnen können. Ulrich Weigel, zuletzt dienstältester Bereichsleiter Einkauf und stellvertretender COO bei der Leica Camera AG in Wetzlar, kann auf eine langjährige Karriere im Bereich Supply-Chain-Management auf internationaler Bühne verweisen.
Herr Weigel, in einem über Sie erschienenen Erfolgsporträt ist zu lesen, dass Ihr Fokus als Einkaufsleiter auf „Harter Fairness“ liegt. Wie ist das zu verstehen?
Zunächst einmal hat der Einkauf immer Schuld, wenn in der Lieferkette Schwierigkeiten auftreten, auch wenn die Ursachen oft in vorgelagerten Prozessen liegen, die der Einkauf nicht verantwortet. Das haben meine Teams und ich nie hingenommen. Als Leiter des Einkaufs war und ist es meine Devise,
der Anwalt des Lieferanten, sein Erziehungsberechtigter, aber auch sein Scharfrichter zu sein, wenn er mich oder mein Unternehmen hintergangen hat. In den letzten 10 Jahren war ich übrigens in zwei Dritteln der Fälle Anwalt.
Warum ist es aus Ihrer Sicht so, dass im Mittelstand auf den Einkauf häufig weniger Aufmerksamkeit gelegt wird als auf den Verkauf?
Bekanntermaßen arbeiteten in der Vergangenheit die stärksten Mitarbeiter nicht unbedingt im Einkauf. Das hat sich inzwischen deutlich gewandelt. In vielen Unternehmen gibt es jedoch immer noch die Trennung zwischen „Parfüm“ und „Öl“: Parfüm – riecht gut und ist teuer – soll hier für den
Vertrieb und das Marketing stehen, während Öl als wichtiges Grundelement für die meisten operativen Felder wie Produktion, Logistik und eben auch für den Einkauf steht. In letzteren Bereichen gilt immer noch: Nichts gesagt ist genug gelobt. Aber einfache Rechenspiele zeigen, dass der Hebel
des Einkaufs im Hinblick auf das Ergebnis deutlich größer ist als der des Vertriebs.
Wo sehen Sie die meisten Schwachstellen im Bereich Einkauf bei kleinen und mittelständischen Unternehmen? Wie können Sie die dort beschäftigten Mitarbeiter und Führungskräfte bei der Prozessoptimierung unterstützen?
Zunächst sehe ich einen Schwachpunkt in der Hierarchie: An wen berichtet der Einkauf? Gibt es einen Bereichsleiter oder ist diese Funktion sogar in der Geschäftsführung angesiedelt? Dies ist in der Innen-, aber vor allem in der Außenwirkung sehr wichtig. Aber leider ist ein einheitlicher
Auftritt gegenüber den Lieferanten „One Face to the Supplier“ allzu oft noch ein ferner Traum. Denn der Einkauf kommt meistens viel zu spät oder überhaupt nicht ins Boot und das trotz des Wissens, dass das Kostenoptimierungspotenzial am Anfang einer Beschaffung bis zu 30 Prozent ausmachen kann.
Deshalb lautet die Devise: Nicht nur Bestellen, sondern Einkaufen! Genau dafür werden in meinen Seminaren Erfahrungen, Prozess, Ratschläge und praxisnahe Tools vermittelt.
Mit welcher persönlichen Motivation geben Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen in Seminaren weiter?
30 Jahre an der „Front“ prägen. Die guten und weniger guten Erfahrungen habe ich in meinem sehr erfolgreichen Buch „Praxisguide Strategischer Einkauf“ niedergeschrieben. Neben vielen globalen Erlebnisberichten will ich in den Seminaren die daraus entstandenen Lehren und
Ratschläge gerne weitergeben. Nicht zuletzt deshalb bilde ich seit 10 Jahren in Kooperation mit einer Hochschule Einkaufsleiter aus.
Wie bewerten Sie die mit Ihnen gemeinsam konzipierten Präsenzschulungen im Vergleich zum wachsenden Angebot an Online-Schulungen?
Online Veranstaltungen haben nicht nur in Krisen ihre Berechtigung. Aber sie sind aus meiner Sicht sowohl für die Dozenten, als auch für die Teilnehmenden nur etwa 60 Prozent so effizient wie Schulungen in Präsenz.
Haben Sie in Sachen Einkauf eine Botschaft an die Unternehmen in unserer Region?
Einkaufsperformance ist nicht abhängig von der Region, in der man ansässig ist. Also warum nicht unabhängig vom Standort diese Unternehmensdisziplin professioneller, digitaler und mit mehr Ansehen nach innen und nach außen entwickeln? In keinem Unternehmensbereich kann man die
betriebswirtschaftliche Wirkung besser ablesen als im Einkauf.
Ulrich Weigel
- 1961 geboren in Oberhörlen/Mittelhessen
- Ausbildung zum Modellschlosser, Maschinenbautechniker und Fachkaufmann Einkauf/Materialwirtschaft
- 1990-1998 Johnson Controls Automotive Lahnwerk, Dautphetal, Leitung Einkauf
- bis 2007 Hailo-Werk, Haiger, Leiter Supply Chain Management, GF von Hailo CZ
- bis 2009 Sell GmbH, Herborn, Director Purchasing
- bis 2020 Leica Camera AG, Bereichsleiter Einkauf und stellv. COO
- Gründer und Inhaber prex consulting (Unternehmensberatung)
- Lehrbeauftragter für Einkaufsmanagement an Hochschulen; Fachbuchautor