24. März 2023 Neue Wege der Zusammenarbeit - Informatikunterricht für Schüler

Im Februar 2019 erhielt das WITT Schulungszentrum die Anfrage vom futurum vogtland e. V., ob eine Kooperation in Sachen IT-Unterricht für die Schüler des Gymnasiums in Mylau vorstellbar wäre. Mit einem Team, das den kompletten Bereich der IT-Qualifizierung abdeckt, konnte hierfür schnell eine Zusage erteilt werden. Unsere hochqualifizierten Dozenten verfügen bereits über langjährige Erfahrung in der Ausbildung und im Umgang mit Schülern im Rahmen der Berufsorientierung Informatik für die Klassen 8 und 9. Seitdem unterrichtet Heiko Buder die Schüler der Klassen 7 bis 10 in jeweils einer Blockwoche pro Schuljahr entsprechend des Lehrplans für Gymnasien im Fach Informatik.

Heiko Buder ist seit vielen Jahren bei WITT als Fachdozent in der Erwachsenenqualifizierung im Einsatz und Spezialist für Netzwerktechnik und -management, Programmierung und Datenbanken.

Herr Buder, wodurch sehen Sie sich generell motiviert, Ihr umfangreiches und vielseitiges Fachwissen im Rahmen von Unterrichtseinsätzen weiterzugeben? Kann man in Ihrer Biografie den Schlüssel hierfür finden?

Angefangen hat alles 1991 mit ein- bis zweiwöchigen Weiterbildungskursen, die mein damaliger Betrieb fürs Arbeitsamt Rostock durchgeführt hat. Dabei habe ich festgestellt, dass mir das Weitergeben von Wissen Spaß macht. Ich selbst absolvierte drei Jahre später eine Weiterbildung für Erwachsenenpädagogik an der Uni Rostock. Grundlegend faszinierte mich am meisten der neue Ansatz weg vom autoritären Unterrichtsstil hin zu einer Pädagogik, die ein Verhältnis Lehrender zu Lernenden auf gleicher Ebene anstrebt. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Fachwissen, sondern auch darum, die erwachsenen Schüler zu befähigen, Kompetenzen zu entwickeln. Umso größer ist meine Freude, wenn die Teilnehmenden diese auch anwenden können, vor allem dann, wenn das sogenannte Aha-Erlebnis eintritt.
 

Wie unterscheidet sich der Unterricht bei Schülern von dem mit erwachsenen Teilnehmenden? Wo liegen die besonderen Herausforderungen?

Auf das Lernen selbst bezogen ist der Unterschied gar nicht so groß. Es geht in beiden Fällen um assoziatives Lernen. Das ist bei Schülern und Erwachsenen gleich. Obwohl ich nun schon mehrere Jahre mit Schülern zu tun habe, bin ich immer wieder erstaunt, welches Wissen die Schüler in diesem Alter besitzen, vor allem wenn es um die Medienkompetenz geht.
Aber ja, es gibt natürlich auch Unterschiede. Die größte Herausforderung bei den Schülern ist, ständig ihre Aufmerksamkeit für den Unterricht zu bekommen. Aufgrund der heutigen Informationsflut ist die Aufmerksamkeitsschwelle bei den Schülern sehr gering.

 

In die Zeit Ihres Unterrichts am Mylauer Gymnasium fiel auch die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen und Herausforderungen. Gibt es auf den Unterricht bezogen Dinge, die Sie, die Schüler und die Schule daraus lernen und als Chance wahrnehmen konnten?

Zeitweise konnten einzelne Schüler nicht in der Schule am Unterricht teilnehmen, sondern waren von zu Hause über ein Videokonferenz-System zugeschaltet. Leider funktionierte die Verständigung dabei häufig nur unzureichend. Das lag weniger an technischen Gründen, sondern vielmehr an der parallelen Durchführung zweier grundsätzlich verschiedener Unterrichtsformen – Präsenzunterricht und Onlineunterricht. Beim Zusammenspiel fehlte mir oft das Feedback der zugeschalteten Schüler, z. B. bei gestellten Aufgaben oder Fragen an die Klasse. Während man bei den anwesenden Schülern recht schnell erkennt, ob sie die Aufgabe oder Frage verstanden haben, musste ich bei den anderen Schülern sehr oft nachhaken, ob die Fragestellung auch bei ihnen richtig angekommen ist. Hier gibt es aus meiner Sicht einen Bedarf, die Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Schülern methodisch zu verbessern.
 

Wir wollten auch vom Auftraggeber, dem Geschäftsführer vom futurum vogtland e. V. Dr. Siegfried Kost, wissen, wo er die Herausforderungen, aber auch die Chancen dieses Kooperationsmodells sieht.

Herr Dr. Kost, die Kooperation mit dem WITT Schulungszentrum zur Sicherstellung des Informatikunterrichts am Gymnasium läuft nun bereits das vierte Jahr. Welche Erfahrung verbinden Sie rückblickend in erster Linie damit, welche Vor- und ggf. Nachteile ergeben sich für Sie als Schulträger?

Unsere Erfahrungen sind nur positiv, die Zusammenarbeit mit den Referenten funktioniert. Der größte Vorteil für uns ist, dass wir ohne eigenen Informatiklehrer den Unterricht abdecken können. Für uns als kleine Schule ist es schwer, einen Informatiklehrer zu finden. Die Blockung in einem Wochenkurs ist gut, weil sich die Schülerinnen und Schüler so intensiv mit einem Thema beschäftigen können und auch der Übungseffekt effizient wird. Der einzige Nachteil ist, dass wir so keinen Grundkurs Informatik in der Oberstufe anbieten können. Aber bislang hat das auch noch niemand nachgefragt.  

Haben Sie vor, diese Zusammenarbeit auch weiterhin für Ihr Gymnasium zu nutzen?

Ja, das ist für uns eine feste Planungsgröße, die nicht in Frage steht. Einzig wenn uns ein Informatiklehrer über den Weg läuft, den wir auch sonst (Zweitfach) benötigen und der gern zu uns kommen will, würden wir hier gegebenenfalls neu überlegen.